Karina Schnöckels, 26, Studentin
Es begann im Frühling des Jahres 2021. Mein Mann, Toni Schnüffler, Tiertrainer, fing an Dosenfutter für Katzen zu essen. Wie er auf diesen Geschmack gekommen war, weiß ich gar nicht mehr so genau, ich glaube irgendein Arbeitskollege gab ihm den Tipp, das Katzenfutter doch einmal auszuprobieren. Das tat er dann auch. Ich dachte mir nichts weiter dabei. Das Katzenfutter war relativ günstig und da ich Studentin war, wollte ich nicht jeden Tag kochen müssen. Also kaufte ich für ihn regelmäßig Katzenfrass aus der Dose. Das schien ihm zu schmecken. Doch dann passierte etwas merkwürdiges.
Die Veränderung kam nicht über Nacht, sie kam schleichend. Das ist das heimtückische. Es fing damit an dass seine Rückenhaare dicker und flauschiger wurden. Er musste sich öfter rasieren, auch an Körperstellen, die nur schwer zugänglich sind. Später veränderten sich auch seine Verhaltensweisen. Irgendwann fing er an zu schnurren und sich den Po zu lecken. Ich fragte mich ob das ein schlimmes Zeichen sei oder ob ich mir erstmal keine Sorgen machen sollte. Ich dachte mir: "Stubenrein zu sein schadet ja nicht, klingt zwar komisch aber wenn er sich blitze blank sauber leckt und sich sauber hält, ist ja erstmal nichts dagegen einzuwenden."
Ich hatte meinem Mann erstmal einen Kratzbaum gekauft, damit er mir nicht ständig die Gardinen zerreißt. Es war wirklich merkwürdig. Manchmal war er ganz zahm und wollte schmusen und dann war er wieder völlig wild. Wie ein richtiger Stubentiger. Wenn wir am See zusammen spazieren gingen, schnappte er nach den Fischen. Wenn ich Fisch kochte zerriss er den Hering und schlang den Fisch im Ganzen Stück herunter. Er kaute auch die ganze Zeit auf Knochen herum, das tat er früher nie. Früher wollte er nur Filet.
Er wollte immer in den Keller die Mäuse fangen
Die Verhaltensweisen meines Mannes veränderten sich immer weiter. Wenn wir im Park spazieren gingen, beobachtete er stundenlang die Vögel auf den Bäumen. Er versuchte sie zu schnappen. Einmal kam er nachts von der Arbeit nach Hause und hatte Vogelfedern im Mund. Ich fragte ihn, wo er sich wieder nach der Arbeit rumgetrieben hatte und er antwortete mit schmatzendem Mund: "Ich war wieder im Park." Manchmal prügelte er sich mit den Hunden im Park. Wenn wir am Wochende zusammen zu Hause waren wollte er immer in den Keller um die Mäuse zu fangen.
Meine beste Freundin Julia fragte eines Tages ob sie vorbeikommen darf um Fotos zu machen. Sie meinte damit könne man im Internet gutes Geld verdienen. Ich habe das abgelehnt, aber sie fragte immer wieder nach. Ich war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich meinen Ehemann nicht bloßstellen. Auf der anderen Seite brauchte ich das Geld, besonders wohlhabend waren wir nicht gerade. Also kam sie einmal vorbei und machte Videos von meinem Mann um sie ins Netz zu stellen. Die Einnahmen teilten wir uns.
Er wollte immer im Mittelpunkt stehen - er war Aufmerksamkeitssüchtig
Wenn wir bei Familienbesuchen waren, wollte er meist nur von den anderen Leuten gestreichelt werden. Er wollte immer im Mittelpunkt stehen. Mir gefiel das gar nicht. Ich wurde immer in den Hintergrund gedrängt. Ich wurde oft eifersüchtig. Deshalb bestrafte ich ihn eine Zeit lang mit Sexentzug. Ich hatte aber auch Angst, dass sein animalisches Verhalten dazu führen könnte, dass er einfach eine Andere besteigt. Diese Angst bestätigte sich auch direkt - er versuchte meine Mutter zu besteigen. Eine unangenehme Situation für mich. Ich wollte nicht, dass meine Mutter glaubt ich wäre mit einem Perversen verheiratet, was mich quasi auch zu einer Perversen gemacht hätte. Wir beschlossen den ganzen Vorfall für uns zu behalten und es niemanden zu erzählen. Merkwürdig war jedoch, dass meine Mutter danach immer so oft zu mir gelächelt hat.
Der Sex mit ihm war anders - er war aufregender als früher
An Wochenenden saßen wir oft zusammen auf der Couch. Er fing dann manchmal an sich auf den Rücken zu legen, damit ich ihm an seinem Bauch kraule. Manchmal kam er von der Arbeit nach Hause und sprang mich direkt an, weil er rollig war. Es fühlte sich an wie ein Sex-Überfall. Manchmal sah ich ihn wie er vor dem Fenster auf dem Tisch hockte und sich den Po leckte. Er leckte sich immer wieder. Einfach unglaublich!
Seine Zunge wurde mit der Zeit immer rauer. Das war beim Cunnilingus etwas unangenehm, aber auch irgendwie spannend. Er schaffte es regelmäßig mich zum Höhepunkt zu bringen, aber auf eine ganz andere Art und Weise. Eine Art die ich gar nicht kannte. Es war eine sonderbare Beziehung, sie war einzigartig.
Der Ausweg war schwierig und verlief nicht ohne Konflikte
Wenn ich mal kein Katzenfutter eingekauft hatte, zeigte er nach wenigen Tagen Entzugserscheinungen - wie bei einem Drogenabhängigen. Wenn wir zusammen einkaufen gingen, wollte er immer eine ganz bestimmte Sorte Katzenfraß haben. Wenn es die nicht gab, fing er an wild herumzukeifen und zu fauchen. Er war regelrecht besessen von dem stinkenden Fraß. Manchmal dachte ich, ich wäre in einem Zoo. Die Leute guckten auch immer doof wenn ich mit meinem Mann unterwegs war. Das war mir aber irgendwann egal.
Ich fing an mir selbst Vorwürfe zu machen.
Irgendwann fing ich an mir Vorwürfe zu machen. Ich stellte mir die Frage: "Ist meine Beziehung noch normal?", "Bin ich die Verrückte, oder ist es mein Mann?" und "Wie schaffe ich es ungeschadet aus dieser Situation wieder herauszukommen?". Ich wusste echt nicht was ich falsch gemacht hatte. Aber die ganze Situation wurde für mich irgendwann so unangenehm, dass ich etwas unternehmen musste. Ich holte mir Rat bei meinen Freundinnen. Sie legten mir Nahe die Beziehung zu beenden und mir einen anderen Kerl zu suchen. Ich liebte meinen Mann jedoch und ich wollte ihn nicht einfach im Stich lassen ohne ihm geholfen zu haben. Schließlich waren wir verheiratet. In guten wie in schlechten Zeiten, heißt es. Also beschloss ich nicht auf meine Freundinnen zu hören und zu einer Paartherapie zu gehen.
Der Paartherapeut hörte sich in mehrern Sitzungen die Situation an und stellte dann fest, dass mein Mann an einer Pro-Animalischen Persönlichkeits-Mutation leidet. Er fragte mich wie ich denn meinen Mann gerne hätte. Eher liebevoll wie ein treuer Schoßhund oder eher wie ein zwitschernder Fröhlichkeitstyp? Ich erklärte ihm, dass ich meinen mann wieder ganz normal haben möchte, fröhlich, singend, liebevoll und immer übe den Dingen stehend. Der Paartherapeut empfahl mir das Futter meines Mannes auf Vogelfutter umzustellen. Damit würden sich die Symptome deutlich verändern und mein Mann würde wieder dahin zurückfinden wie ich ihn gerne hätte. Da ich total verzweifelt war, folgte ich den Anweisungen des Therapeuten.
Die Lösung: Vogelfutter statt Katzenfraß
Wir setzten das Katzenfutter leztendlich ab. Stattdessen kaufte ich nur noch Vogelfutter für meinen Mann. DIe Zeit der Umgewöhnung war etwas holprig, aber ich schaffte es nach 2 Monaten meinen Mann den stinkenden Katzenfraß abzugewöhnen. Seit einiger Zeit isst mein Mann nur noch Vogelfutter zum Frühstück. Meist mit Milch und etwas Zucker, für den Geschmack. Mein Mann hat sich seitdem auch zum Besseren verändert. Er geht nun fröhlich, zwitschernd durch das Leben. Er schwebt über den Dingen.